Hand Reading für Fortgeschrittene

Wenn Ihr als Pokerspieler bereits etwas mehr Erfahrung habt, dann seid Ihr vielleicht ja bereits ganz gut in Sachen Hand Reading. Hier aber noch ein paar Tips.

Zunächst einmal solltet Ihr jedes Mal, wenn sich die Frage stellt was der Gegner haben könnte, eine kleine Checkliste durchgehen. Zuerst überlegt Ihr Euch, welche bessere Hand der Gegner möglicherweise haben könnte. Bei jeder möglichen Hand müßt Ihr darüber nachdenken, ob diese Hand tatsächlich zu der Art und Weise paßt, wie der Gegner in den vorherigen Betrunden gespielt hat. So kann man einige Hände ausschließen.

Beispiel: Ihr habt Td Th geraist, der Gegner auf dem Button hat gecallt. Flop kommt Ah 6h 9d. Ihr checkt den Flop und der Gegner checkt ebenfalls. Turn kommt 2s. Ihr checkt und der Gegner bettet. Es stellt sich zunächst die Frage, ob die Turnkarte dem Gegner geholfen haben könnte. Könnte sein, falls er 22 gespielt hat. Könnte er ein As haben? Eher nicht, denn dann hätte er auf dem Flop in Position gebettet – erstens “for Value” (um Chips in den Pot zu bringen), und vor allem aber zweitens, um einem möglichen Flush- oder Straight-Draw keine Freikarte zu geben. Könnte er einen Straight oder Flush-Draw haben? Ja, ein Preflop Call mit 78 suited oder offsuit wäre möglich, schließlich hat er Position. Aber würde er den Turn betten, auf einen Draw hin? Hängt von seiner Spielweise ab …

Was ist hier am wahrscheinlichsten? Wenn man alle Möglichkeiten durchgeht, scheint ein Pocket Pair am wahrscheinlichsten. Das As auf dem Flop macht ihm Angst, aber wir selbst haben zweimal gecheckt, also nimmt er nach dem zweiten Check am Turn an, dass sein Paar gut ist und wir ebenso uns Sorgen machen wegen des As. Diese Herangehensweise bringt einen auf jeden Fall weiter.

Welche schlechtere Hand könnte er haben?

Jetzt wird es interessant: welche Hände könnte er haben, die wir schlagen? Nach den obigen Überlegungen ganz klar alle Pocket Pairs kleiner als unseres, also 88, 77,55, 44, 33 (die anderen Pockets haben ein Set getroffen!). AA, KK, QQ, JJ, 99, 66, 22 schlagen uns, d.h. es gibt mehr Pocket Pairs gegen die wir hinten liegen als solche die wir schlagen. Allerdings kann man AA, KK und QQ eher streichen, da der Gegner hiermit vermutlich preflop einen Reraise gebracht hätte.

Bet Sizing Tells

Hier hilft es sehr, wenn man den Gegner vorher beobachtet hat. Seine Betgrößen können wichtige Aufschlüsse geben. Erstaunlich viele Gegner bringen mit starken Händen immer kleine Bets und mit Bluffs immer größere, andere machen es genau umgekehrt. Die Größe der Bet kann vieles verraten. Check auch mal Euer eigenes Spiel: verratet Ihr auch Eure Handstärke indem Ihr stets die gleichen Beträge bettet, je nachdem ob Ihr eine schwache oder starke Hand habt?

Timing Tells

Manche Spieler nehmen sich immer dann viel Zeit, wenn Sie stark sind, und betten schnell wenn sie bluffen. Gute Spieler lassen sich für einen Call oder eine Bet immer gleichviel Zeit, um dem Gegner keine Infos zu geben.

Hand Ranges

Dies ist die Master Class des Hand Readings, und auch die des eigenen Spiels. Man sucht nicht nach einer bestimmten exakten Hand, die Gegner haben könnte, sondern man überlegt, welche Hände insgesamt der Gegner z.B. aus später Position in einem ungeraisten Pott raisen würde. Dann setzt man die eigene Hand dagegen, und überlegt wie hoch die Chance ist, dass man stärker ist.

Gleichzeitig spielt man seine eigene Hand immer so, wie man seine eigene gesamte Range aus dieser Position spielen würde. Der Flop spielt dabei eine untergeordnete Rolle. So wird man für den Gegner extrem schwer einschätzbar.