Preflop Reraise wann?

Wenn bei einem Cash Game vor einem selbst geraist wird und man hat eine Hand, die man spielen möchte, dann steht man oft vor der Entscheidung, ob man den ersten Raise nur callen oder reraisen soll. Man hört auch öfter den Begriff 3-Bet. Das bedeutet das selbe, nämlich einen Raise nach einem vorhergehenden Raise. Dementsprechend spricht man bei einem weiteren Raise von einer 4-Bet und so weiter.

Grundsätzliche Überlegungen für den Reraise auf der Basis nur der eigenen Hand

Die erste Frage, die man sich stellen muss, ist natürlich diese:
Was will ich mit meiner nächsten Aktion erreichen? Will ich:
a) den Pot ohne einen Flop gewinnen?
b) alle Spieler bis auf einen zum Folden bringen?
c) zu einem möglichst günstigen Preis in einem großen Pott mitspielen?
d) den Pott bereits vor dem Flop zu vergrößern

Grundsätzlich gibt es Hände, die stark gegen einen Gegner sind, und andere, die gegen mehrere Gegner gut sind.

  • Hat man AA, KK, QQ, dann will man nur einen Gegner in der Hand haben.
  • Mittlere und Paare spielt man idealerweise so, dass man entweder den Pott ohne Flop gewinnt, oder einen Flop billig zu sehen bekommt, in der Hoffnung auf ein Set (Drilling).
  • Hände wie AK und AQ sind gut sowohl gegen einen, wie auch mehrere Gegner, insbesondere wenn sie suited sind. AJ, AT sind gegen mehrere Gegner bereits sehr kritisch und können sehr teuer werden, wenn man den Flop nicht optimal trifft.
  • Sehr gut gegen mehrere Gegner sind die sogenannten suited connectors, wie QJ oder 34 von der selben Farbe. Diese Hände gewinnen nicht oft, aber wenn sie es tun gewinnen sie sehr viel. Man muss sehr genau auf die Pot Odds achten (wie viel muss ich bezahlen, um den Flop zu sehen, und wie groß ist der Pott insgesamt?)

Welche Kriterien müssen vor einem Reraise (3-Bet) in Betracht gezogen werden?

Außer der eigenen Hand müssen natürlich noch andere Faktoren berücksichtigt werden. Nur wenn ich diese Überlegungen mit in Betracht ziehe, habe ich eine gute Chance, mein Ziel (wie oben beschrieben) auch wirklich zu erreichen. Denn gelingt das nicht, habe ich lediglich den Pott angefüllt – was in der Folge oft für schlechte Folgeaktionen sorgt. Man hat sich nämlich durch das Erhöhen des Potts selbst die notwendigen Odds für das Weiterspielen von schlechten Draws verschafft.

Die Kriterien:

Die Position des ersten Raisers und die Infos über diesen Spieler

Raist ein tighter Spieler aus früher Position, dann kann man von einer sehr starken Hand ausgehen. Man muß also seine eigene Hand gegen die Bandbreite der möglichen Gegnerhänder vergleichen. Raist ein loose/aggressiver Gegner aus später Position, z.B. vom Button aus, dann handelt es sich oft um einen Versuch, den Pot zu stehlen.

Die eigene Position und das was die anderen Spieler über einen selbst denken

Hat man selbst ein tightes “Table Image”, dann wird ein Gegner eher zum Folden bereit sein – man braucht im Idealfall also gar keine Hand. Ist man als loose und aggressiv bekannt, dann sollte man schon eine sehr starke Hand haben.

Die Spieler die nach dem eigenen Raise noch agieren

Sehr starke, aggressive Spieler sind durchaus in der Lage, nach der eigenen 3-Bet eine 4-Bet abzufeuern. Insbesondere besteht diese Gefahr, wenn man selbst versucht, mit der 3Bet einen schwachen Spieler zu isolieren. Gute Spieler erkennen solche Aktionen, und versuchen dann ihrerseits den Pott zu stehlen.
Ein weiterer Grund für einen eigenen Reraise könnte sein, dass man den Button erobern will, d.h. die Spieler zwischen sich selbst und dem Button zu Folden zu bringen. So kann man nach dem Flop als letztes agieren.
Das kann auch mit einer Hand wie JT suited sehr gut funktionieren, zumal oft dann nach dem Flop zu uns hin gecheckt wird. Man bekommt so dann den Flop und den Turn zum Preis eines Reraises zu sehen.

Was man tun würde, wenn nach der eigenen 3-Bet ein anderer Spieler eine 4-Bet macht

Diese Überlegung sollte man immer bereits vorher anstellen. Persönlich würde ich eine 4-Bet nach eigener 3-Bet immer mindestens callen (es sei denn, der Preis ist zu hoch, und/oder ich bin sicher, dass der Gegner AA oder KK hat). Letztendlich wird diese Entscheidung aber meist davon abhängig sein, was man selbst hat, und wie man den Spieler mit der 4-Bet einschätzt.

Grundsätzlich gilt aber in allen diesen Fällen der Grundsatz, dass der Raiser fast immer einen gewissen Vorteil hat (Raiser’s Edge). Dieser besteht daraus, dass man oft genug so die Hand vor dem Flop gewinnt, und noch öfter den Pott durch eine gut bemessene Continuation Bet nach dem Flop den Gegner zum Folden bringen kann!