Spezielle Aktionen und Bet-Varianten mit bestimmten taktischen Zielen
Bet/Raise for value
Ein Bet oder ein Raise, um mehr Geld in den Pot zu bringen, wenn man glaubt gute Aussichten zu haben, den Pot gewinnen zu können.
Raise for protection
Seine Hand zu schützen, solange sie vorne liegt ist beim Pokern extrem wichtig. Dies tut man indem man in solchen Situationen aggressiv bettet und raist, um die Gegner zum Folden zu bringen oder ihnen das Callen möglichst teuer zu machen.
Hat man eine Hand, die mit hoher Wahrscheinlichkeit momentan die beste ist, die aber noch geschlagen werden kann (Beispiel: Pocket JTs, Flop T34 rainbow – jede Q, K oder A geben einem meiner Gegner wahrscheinlich ein höheres Paar), raist man die Bet eines vorherigen Spielers, um die nachfolgenden Gegner mit 2 Bets zu konfrontieren.
Ein vernünftig agierender Spieler mit z.B. AQo kann eine Bet callen und im Turn oder River noch ein As oder eine Dame treffen, aber 2 Bets cold zu callen wäre unwirtschaftlich. Der Spieler der vor mir gebettet hat, wird jedoch vermutlich dennoch auch die zweite Bet bringen.
Achtung: bei bereits sehr großem Pott ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Spieler mit genug Outs auch 2 Bets callt. Eine Raise for protection funktioniert ab einer gewissen Größe des Pots nicht mehr, weil oft alle Spieler gute Pot Odds haben um auch mit mittelstarken Draws zu callen.
Check-Raise
Dient unter anderem dazu den Pot zu füllen, indem man zunächst checkt und die Bet eines anderen Spielers dann raist.
Beispiel 1: Ihr habt AhTh, Flop T52 rainbow. Wenn Ihr bettet, callen z.B. 3 Spieler. Ergebnis: 4 Bets im Pot. Checkt ihr, und der nächste Spieler bettet und zwei weitere Spieler callen ebenfalls so könnt Ihr raisen. Wenn alle drei anderen callen, habt Ihr insgesamt 8 Bets im Pot
Beispiel 2: Ihr seid UTG mit KhTh, Flop T52 rainbow. Ihr checkt in der Hoffnung dass der Dealer betten wird. Nach dessen Bet raist Ihr, und alle Spieler zwischen Euch und dem Dealer sind gezwungen 2 Bets cold zu callen – was in der Regel dazu führt, dass Spieler mit den für Euch gefährlichen Overcards A,Q,J folden weil ein Call zu teuer wäre.
In diesem Beispiel habt Ihr Eure Hand optimal „protected“ – geschützt, denn ein einfaches Betten hätte die meisten Eurer Gegner nicht zum Folden gezwungen (siehe auch raise for protection). Ein Check-Raise kann aber natürlich auch nur dazu dienen, mehr Geld in den Pot zu bringen.
Echte Profis benutzen die Check-Raise Variante auch als Bluff Trick, indem sie diese stärkste Bet einsetzen, obwohl sie nichts in der Hand haben. Natürlich macht man das nur, wenn man glaubt, dass der Gegner selbst nichts hat.
Raising for a free card / free showdown
Insbesondere auf unteren limits und bei wenig aggressiven Spieler beobachtet man oft folgendes: Raist ein Spieler in einer Runde, dann checken die anderen in der nächsten Runde oft zum Raiser hin. Insbesondere wenn der Raiser nach dem Flop in der letzten Position (Button) ist, hat das den Vorteil dass man dann nach der Turncard entscheiden kann ob man ebenfalls checkt oder erneut bettet.
Man hat demnach mit diesem Trick durch den Raise die River Karte umsonst gesehen. Hätte man nur gecallt, dann hätte man eine Small Bet auf dem Flop sowie eine Big Bet auf dem Turn investieren müssen. Ergebnis: free card raise = 2 SB, call/call 1 SB + 1 BB.
Diese Strategie macht dann besonders Sinn wenn man a) ohnehin bis zum River gehen wollte (z.B. mit einem Flushdraw) und wenn b) eine gute Chance besteht, dass die Gegner folden. Natürlich wird man wenn die Turncard die eigene Hand komplettiert hat erneut betten!
Gute und aggressive Spieler erkennen allerdings oft die Absicht einer solchen Aktion und betten nach einem Free-card Raise dann in der nächsten Runde dennoch. So kann ein solcher Schuss durchaus auch nach hinten losgehen, denn jetzt muss man drei Bets investieren um den River zu sehen.