Frühe Phase eines Poker-Turniers – wie spielt man?

Welche Strategie man für die Anfangsphase in einem Poker-Turnier verfolgen sollte, hängt in erster Linie von der Struktur des Turniers ab. Bekommt man anfangs nur wenige Chips und steigen die Blinds schnell (Beispiel: 5000 Start-Chips, Blinds beginnen bei 25/50 und steigen alle 15 Minuten), dann hat es wenig Sinn, supertight zu spielen und auf die besten Hände zu warten. 

Die interessantesten Turniere sind aber die mit höheren Start-Stacks (10.000 oder mehr)  und längeren Blind-Phasen (30, 45 oder 60 Minuten). Gerade bei Live-Turnieren findet man häufig solche oder ähnliche Bedingungen vor. Wie aber sollte man solche Turniere spielen?

Nun, zunächst einmal gilt hier einerseits der Grundsatz “tight is right”. Allerdings kann man hier ohne weiteres mit Hands wie 4h5h den Flop sehen, wenn man dafür nur einen kleinen Raise zahlen muß und mehr als zwei gegner den Flop sehen. Das Potential solcher Hände, um große Pötte zu gewinnen ist enorm und gerade in der Anfangsphase lohnt es sich, einen kleinen Preis zu bezahlen.

Dies sind die drei wichtigsten Dinge in der frühen Phase

Position beachten: diese universelle Grundregel ist auch und gerade bei Turnierbeginn sehr wichtig. Wenn man schon sonst noch wenig Informationen über seine Gegner hat, ist Position um so wichtiger, um nach dem Flop gute Entscheidungen zu treffen!

Kontrolle der Pott-Größe: Es ist ok, mit marginalen Händen und Draws in kleineren Pötten mitzuspielen, solange man dafür sorgt, dass der Pott nicht zu hoch wird. Man sollte in jedem Pott nur einen ausreichend kleinen Teil seines Stacks riskieren, es sei denn, man hat eine sehr starke Hand.

Gegner beobachten: Es ist klar, dass man über mehrere Stunden mit den selben Spielern an einem Tisch sitzen wird. Daher ist es wichtig, die Tendenzen der Gegner zu beobachten, um später aus den jetzt gewonnenen Erkenntnissen Nutzen zu ziehen. Wichtiger noch als die Frage, mit welchen Händen der Gegner vor dem Flop mitspielt, ist die Frage, wie aggressiv oder passiv der Gegner spielt. Auch ist es wichtig, das eigenen Table-Image zu beachten, ja sogar gezielt ein bestimmtes Image aufzubauen, um später zu profitieren. Wer anfangs extrem tight spielt, der kommt später öfter mit einem Bluff davon, und wer loose/aggressiv spielt, der wird mit seinen guten Händen später besser ausgezahlt.

Erkenntnisse über den/die Gegner sind in der Anfangsphase relativ “billig” zu erwerben, können aber in der späteren Phase, wenn die Blinds und Antes mehr und mehr eine Rolle spielen, zu entscheidenden Faktoren werden.

Bedeutung des eigenen Chipstacks

In der frühen Phase eines Turniers mit langsamen Blindstufen ist es völlig ok, den eigenen Stack in kleinen Schritten zu erhöhen – es ist sogar ausreichend, den Stack zu halten, oder gar kleine Verluste hinzunehmen. Der Verlust von 20% des Anfangsstacks ist noch kein Grund zur Panik! Man kann sich generell am Durchschnittsstack aller Spieler orientieren – ein Wert, den man immer vor Augen haben sollte.

Natürlich ist es schön, früh im Turnier zu verdoppeln, aber dafür sollte man nicht mit schwachen Händen große Teile seines Stacks riskieren!

Fazit: die durch Beobachtung der Gegner gewonnenen Erkenntnisse und das eigene Table Image sind in der frühen Phase wichtiger als ein großer Chipstack!