Vorschau und Kritik “All In: The Poker Movie“

Im Laufe der Jahre gab es verschiedene Versuche, wie Mel Gibsons Maverick in 2007, mit denen das Thema Poker auf die große Leinwand gebracht wurde. Vielleicht der erfolgreichste war der Film Rounders aus dem Jahre 1998, die Rolle die Matt Damon spielte machte ihn zum Liebling der Pokerfans auf der ganzen Welt. Die Produktionsfirma 4.th Row Movies hat mit ihrer neuen Produktion mit dem Titel „All-In: The Poker Movie“ einen anderen Ansatz genommen.

Wir haben exklusiv von 4th Row eine Kopie für eine Rezension bekommen. Leider wird der Film wohl kaum ins Deutsche übersetzt bei uns in die Kinos kommen, aber möglicherweise wird er irgendwann entweder als DVD oder Download im englischen Original zu bekommen sein. All In hat das Format eines Dokumentarfilms, und bemüht sich die Geschichte von Poker von den Anfängen auf den Riverboats des Mississippi, des Wilden Westen, der Texas Road Spieler der 60er und 70er bis hin zum heutigen Online-Poker zu erzählen.

Eine Sache, die von Anfang des Films an klar ist, dass es ein Plädoyer für Poker und seine Beziehungen zum amerikanischen Lebensstil ist. Es findet keine Prüfung der dunklen Seite des Spiels statt, und der Film hat den Anschein, von Pokerspielern für Pokerspieler gemacht worden zu sein, um allen ein gutes Gefühl zu dem Spiel zu vermitteln, das wir lieben. Das Material ist aber gleichzeitig zugänglich genug, so dass All In Poker Die Hards und jene, die gleichgültig gegenüber dem Spiel sind, es gleichermaßen geniessen können.

Der Film lässt das Spiel und seine Charaktere die Geschichte erzählen. Die Produzenten haben Hunderte von Stunden Filmmaterial mit berühmten Pokerprofis wie Daniel Negreanu und Phil Hellmuth, aufgezeichnet, und zu Wort kommen Legenden des Spiels wie Amarillo Slim und auch Poker TV-Show Produzenten, Kommentatoren und Historiker.

Der Film die Geschichte der Menschen, die Poker geprägt haben und es so populäre gemacht haben.  Sowie Interview-Material, Historisches wie auch ESPN-Footage der World Series of Poker im Laufe der Jahre wurde verwendet und es wird gezeigt, wie weit Poker gekommen ist seit den Tagen, wo ein paar hundert Unbekannte im Wettbewerb um das WSOP Bracelet zusammen kamen, bis zu dem Format das die WSOP heute hat.

Das zentrale Thema des Films ist, wie der erste Poker-Boom zu Beginn des Jahrhunderts zustande kam und die zweite Hälfte konzentriert sich stark auf die zentralen Gründe für den Boom. Der erste Kredit geht an den Film Rounders, der die Geschichte der typischen Live-Poker-Grinder der 90-er  erzählt, als Poker ein Spiel in Hinterzimmern und Clubs war, die Spieler meist Amateure oder halbseidene Profis waren und wo es oft schwerer war mit seinem Gewinn gesund nach Hause zu kommen als zu gewinnen. Trotz seines bescheidenen Kinokassenergebnisses war Rounders dafür verantwortlich , dass Poker wieder hip wurde.

Im weiteren wird gezeigt, wie der zweite Teil des „Perfekten Sturms“ von Poker der Erfindung der Hole Card Kameras von Henry Orenstein zu verdanken war, die dem im Fernsehen übertragenen Spiel die Langeweile nahm  und dem Zuschauer zu einer faszinierenden Möglichkeit verhalf, die Überlegungen in den Köpfen der Profis nachzuvollziehen.

Ein großer Teil des Films widmet sich der 2003 World Series of Poker, die mehr Aufmerksamkeit als jedes andere Thema in dem Dokumentarfilm bekommt. Der unglaubliche Sieg des Buchhalters und Amateurspielers Chris Moneymaker aus Tennessee, der sich für das $ 10.000 Buy-in Turnier durch ein $ 39 Satellite auf PokerStars qualifizierte, ist zweifellos der größte Katalysator im Poker und für die jüngste Erfolgsgeschichte von entscheidender Bedeutung. Der Film zeigt ein ausführliches Interview mit Moneymaker, der in dem Satelliten-Turnier gewann unter der falschen Annahme, den Sitz in der WSOP verkaufen zu können (er wollte Bargeld um seine Kreditkartenschulden zu bezahlen, und kein WSOP Ticket). Der Film schildert, wie er auf ESPN Johnny Chan besiegte und die 839 Spieler Feld besiegte um den ersten Preis mit nach Hause nehmen – 2,5 Millionen Dollar.

Von hier betrachtet der Film, wie Online Poker in der Popularität stieg, als Menschen an Computer-Schreibtischen weltweit überall dachten, sie könnten der nächste Chris Moneymaker sein, und dass die großen Gewinne nur ein paar Mausklicks entfernt seien. Die großen Online Poker Seiten wurden Milliarden-Dollar-Unternehmen, die in ein paar Jahren ihre Gründer auf die Liste der Super- Reichen katapultierten.

Gegen Ende des Films, nimmt All In Bezug auf Poker in der jüngsten Geschichte und die düstere Wendung, als die Protagonisten trauern um Online Poker in den Vereinigten Staaten und ausführlich darüber sprechen, wie man ihnen das Recht vorenthält, Poker zu spielen, über die Einschränkung ihrer bürgerlichen Rechte, insbesondere in Anbetracht, wie beliebt Poker war bei früheren Präsidenten.

Das abschließende Kapitel über Black Friday des Online Poker, als das Online-Spiel im Wesentlichen in den USA geschlossen wurde ist auf dem Stand von Februar 2012, aber das Fehlen von Kommentaren von Chris Ferguson und Howard Lederer während dieses Teils spricht Bände für diejenigen, die wissen wofür sie verantwortlich sind.

Wenn Howard Lederer am Anfang des Films noch bedauert, dass der Pokerspieler häufig als „der Bluffer“ – ergo als Betrüger – gesehen wird, und später klar wird, dass seine Firma Full Tilt Poker gerade deswegen nach dem Black Friday im Gegensatz zu Pokerstars die Spielerguthaben nicht auszahlen konnte (während er und andere Inhaber vorher Millionensummen an Spielerguthaben sich selbst auszahlen ließen), dann entbehrt das nicht eines kräftigen Maßes an Ironie und stellt ihn als einen der größten Betrüger der Pokergeschichte bloß.

Der Film schließt mit einer positiven Note, und porträtiert die Ansicht, dass Online-Poker zurückkehren wird, und dass vielleicht die ganze Operation des Justizministerium schlicht dazu dienen sollte, PokerStars und Full Tilt aus dem Weg zu räumen, so dass die großen Casino Unternehmen wie Caesars und MGM freie Bahn hatten, um das Online-Poker in den USA zu übernehmen.

Insgesamt ist alles in einem ein empfehlenswerter „Feelgood“- Dokumentarfilm für Menschen, die gerne Poker spielen. Es ist eine schöne Darstellung der Geschichte von Poker bis zum Jahr 2012, ist aber unwahrscheinlich, dass der Film die Situation des Poker auf die eine oder andere Weise verändern wird.