Wie hoch sollte mein Buy-In und meine Bankroll bei NL Cashgames sein?
Wenn man NL Cashgames spielt, dann gibt es immer einen vom Pokerroom vorgegebenen Minimal- und Maximal-Buy-In. Der Begrif Buy-In wird in der Regel als BI abgekürzt. Wie hoch sollte man also einsteigen, mit welchem Buy-In geht man an den Tisch? Die Antwort hierauf hängt wesentlich von der eigenen Spielweise ab. Generell sollte ein besonders tight spielender Gegner eher einen höheren BI wählen, ein loose-aggressiver Spieler bevorzugt in der Regel einen kleineren oder sogar den Minimal-BI.
Der Grund ist recht einfach: als loose-aggressiver Spieler möchte man in mancher Situation großen Druck ausüben,z. B. indem man vor und auf dem Flop größere Pots aufbaut und dann am Turn all-in geht. So gelingt es oft, den Gegner zum Folden mittelstarker Hände zu bringen. Bei einem kleinen BI riskiert man bei einer solchen Aktion einen geringeren Teil seiner Bankroll.
Diese Strategie hat im wesentlichen zwei Nachteile: Spielt man als short stack in einer Hand gegen einen Gegner mit einem sehr großen Stack, dann hat man oft nicht genug Chips, um wirklichen Druck auszuüben, da der Gegner ja nur einen geringeren Teil seines Stacks einsetzen muss.
Nachteil #2 ist, dass man mit einem kleineren Stack in einer Situation, in der man mit einem Monster verdoppeln könnte, natürlich auch nur weniger gewinnt.
Der tighte Spieler hat kein Problem, mit einem größeren Stack an den Tisch zu gehen. Als solcher vermeidet man es meist, mit mittleren Händen in größere Pötte verwickelt zu werden. Selektive Auswahl der Starthände (vor allem unter Berücksichtigung der Position!) sorgt dafür, dass man weniger knifflige Situationen nach dem Flop und Turn zu lösen hat. Und hat man dann einmal eine sehr starke Hand (Two Pair und besser), kann man mehr Chips in den Pott bringen.
Grundsätzlich ist es schon so, dass insbesondere auf den niedrigeren Levels die Gegner mehr Respekt vor einem Gegner haben, der einen größeren Stack hat. Dafür gibt es zwei Gründe: der eine ist, dass ja der Komplettverlust des eigenen Stacks droht, und der andere in der Vermutung, dass der Gegner den großen Stack durch Gewinne in der aktuellen Sitzung erreicht hat.
Ausstieg und Wiedereinstieg mit kleinerem Stack
Zunächst muss man bedenken, dass die meisten Online-Pokerrooms es nur begrenzt erlauben, nach Gewinnen auszusteigen und mit einem kleineren BI sich wieder an den Tisch zu setzen. Online geht das meist 2mal, danach muß man mit einem höheren BI starten. Ich empfehle, dies erst dann zu tun, wenn man ca. das 3fache des ursprünglichen BIs erreicht hat, um die Gewinne zu “fixieren”. Der Vorteil ist wie vorher der, dass man ein All-In callen kann, ohne zuviel zu riskieren.
Ebenso ist es wichtig, dass man Chips nachfüllt, wenn man Verluste einstecken muss. Wenn man unter die Hälfte des BIs fällt, sollte man wieder auf den vollen BI auffüllen. Man kann sonst a) nicht mehr ausreichend Druck ausüben und wird b) nicht genug ausgezahlt, falls man eine All-In Hand gewinnt.
Weiterhin sollte man sich vorher schon ein Ziel setzen, wann man die Session beendet. Zu empfehlen wäre aus meiner Sicht ein Beenden der Sitzung, wenn man drei BIs verloren hat, ebenso sollte man sich ein festes Ziel setzen wieviel man gewinnen will und nach Erreichen dieses Ziels aussteigen.
Wie hoch sollte die Bankroll bei NL Cashgames sein?
Ich empfehle mindestens eine Gesamt-Bankroll von 20 BIs (und zwar des von Euch bevorzugten BIs). Wer mehrere Tische gleichzeitig spielt, sollte eher zu 30 BIs tendieren. Beispiel: $0,25/0,50 NL Cashgame, Mindest-BI $25. Ihr bevorzugt einen BI von $40, ergo braucht Ihr eine Bankroll von $800. Wer zwei Tische gleichzeitig spielt, sollte $1200 in der Bankroll haben.
Auf diese Weise beugt man dem Totalverlust der Bankroll durch Varianz vor. Es kann immer mal vorkommen, dass es eine Zeitlang schlecht läuft. Vorherige Gewinn-Sessions sind nicht die Norm, es kommt immer wieder zu Rückschlägen. Aber man sollte niemals Pleite gehen.
Wichtig ist auch, die eigenen Ergebnisse ständig zu überprüfen. Wer über längere Zeit Verluste einfährt, der sollte an seinem Spiel arbeiten, vergangene Hands analysieren und seine Strategie überdenken. Ein Zeitraum von 10.000 Hands ist hierfür mindestens erforderlich.
Sehr empfehlenswert hierfür ist die Anschaffung von Holdem Manager 2 und evtl. auch die Erweiterung Leakbuster, ein Tool nicht nur zur Analyse des eigenen Spiels, sonder auch ein konfigurierbares Heads-Up Display, dass Kennzahlen der Gegner auf dem Bildschirm abbildet, wie zum Beispiel, wie oft der Gegner eine 3Bet macht, wie aggressiv er spielt, wie oft er versucht, die Blinds zu stehlen und vieles mehr. Eine Investition von $99, die sich unbedingt lohnt!!! Mehr Info zu Holdem Manager 2 hier.
Ein Beispiel: $0,25/0,50 NL Cashgame, man startet mit einer Bankroll von $800. Nehmen wir an, Ihr schlagt dieses Level, seid also besser als die Mehrzahl der Gegner. Eure Gewinnrate beträgt 6 BB (Big Blinds) pro 100 Hands – ein guter Wert, der bedeutet, dass Ihr nach 10.000 Hands 6x$0,50×10.000/100= $300 gewonnen habt.
Um aber Eure Bankroll so zu vergrößern, dass Ihr auf $0,50/$1,00 gehen könnt, müsst Ihr $1600 zur Verfügung haben, also $800 mehr als bisher. Bei der oben angenommenen Gewinnrate von $300 pro 10.000 Hands benötigt Ihr dafür demnach ungefähr 26.000 Hands.
Wie lange Zeit dauert der Sprung von einem Level zum nächsten?
Das kann man sich recht leicht selbst ausrechnen. Nehmen wir das Beispiel von oben. Die Winrate war 6 BB/100, d.h. wir brauchen 26.000 Hands. Bei einem normalen Cashgame werden online ca. 80-100 Hands pro Stunde gespielt, in einem Format wie Zoom oder Rush Poker sind es etwa das doppelte. Dementsprechend dauert es etwa 260 Stunden, um das nächst höhere Level zu erreichen (Zoom oder Rush Poker ca. 130 Stunden).
Eine Gewinnrate von 6BB/100 hands bei 0,25/50 entspricht also einem Stundenlohn von etwas mehr als 3$ ($6 bei Zoom Poker) oder 6BB/Stunde. Alle diese Werte sind natürlich entsprechend anders, wenn man mehrere Tische gleichzeitig spielt. Dieser Stundenlohn ist natürlich nicht besonders hoch, aber man darf ja nicht vergessen, dass man ja diese Levels spielt, um sich nach und nach in die höheren Levels zu spielen!
Ist man erst einmal bei $2/4 angekommen, dann macht man bei einer Winrate von 6BB/100 hands schon 24,00 $ pro Stunde und pro Tisch.
Entscheidend wichtig bei all diesen Überlegungen ist aber schlußendlich, dass man die nötige Disziplin wahrt und folgende zwei Punkte beherzigt:
- Nach Verlust der Hälfte der Bankroll auf ein niedrigeres Level wechseln und neu aufbauen
- Überprüfen der eigenen Spielstatistiken, Suche nach “Leaks”, Studium von Pokerbüchern, Videos, Hand Quizzes etc.