Ein oder mehrere aggressive Spieler am Poker-Tisch
Jeder kennt das – man sitzt an einem Tisch mit einem oder mehreren sehr aggressiven Pokerspielern. Man selbst raist, und der andere reraist andauernd. Wie wehrt man sich gegen solche aggressiven Poker-Spieler?
Zunächst einmal sollte man überdenken, ob man selbst vielleicht den Anlaß hierfür gegeben hat, indem man zuoft und mit schwachen Händen geraist hat, oder gar zu oft nur gelimpt ist (d.h. man hat vor dem Flop nur gecallt anstatt zu raisen). Der aggressive Spieler merkt sowas, vor allem online, wo viele Spieler Softwares einsetzen, die Daten über die anderen Spieler sammeln.
Kurze Erklärung vorab: einen Reraise auf einen ersten raise nennt man 3Bet, jeder weitere Raise auf der selben Straße heißt 4Bet, 5Bet etc. Aggressive Spieler erkennt man daran, dass sie relativ oft 3Bets machen. Sie nehmen damin Spieler aufs Korn, die viele Raises mit relativ schwachen Händen spielen. Sie verlassen sich darauf, dass diese schwachen Hände meist nach dem Flop immer noch schwach sind, und versuchen den anderen mit einer aggressiven Bet nach dem Flop zum Folden zu bringen.
Aggressiver Gegner oder Maniac?
Man muß genau und über längere Zeit darauf achten, wie oft die Spieler 3Bets und 4Bets machen, und auch auf die Position, aus der sie es tun. Wer dies allzuoft und aus schlechter Position tut, der ist nicht selten ein Maniac – solche Spieler lassen sich auch durch 4Bets nicht beeindrucken. Hier sollte man den Pot vor dem Flop klein halten und nach dem Flop dann betten, wenn man eine Hand hat.
Gute aggressive Spieler beachten Ihre eigene Position und spielen selektiv aggressiv gegen Gegner, die sie als schwach ausgemacht haben, und in Situationen, bei denen kein Spieler eine starke Hand signalisiert hat.
Man geht mit solchen Gegnern am besten so um, dass man nur mit solchen Händen raist, bei denen man nach einer gegnerischen 3Bet selbst noch eine relativ hohe 4Bet zu machen bereit ist. Dafür eignen sich die Premium Hands wie AK, AQs und Paare höher als TT natürlich am besten. Allerdings kommt es eigentlich nicht wirklich darauf an, was man selbst hat. Es geht eher darum, dem Gegner zu zeigen, dass man nicht leicht zum Folden zu bringen ist und weiß, wie man mit aggressivem Spiel umzugehen hat.
Oft reicht es schon, dies ein- oder zweimal zu machen, um dem Gegner die Zähne zu zeigen. So erzeugt man ein Table Image, und die Gegner respektieren einen mehr. Es mag sein, dass man dadurch hier und da auch Verluste einfährt – aber auf längere Sicht ist ein aggressives Table Image von Vorteil, vor allem auch deshalb, wenn man irgendwann eine besonders starke Hand hat. Die braucht man dann nicht slow (langsam) zu spielen, denn die Gegner werden eher geneigt sein, mit schwächeren Hands zu bezahlen, weil sie einem so eher einen Bluff zutrauen.
Slowplaying
Sowohl Maniacs wie auch gute aggressive Spieler sind anfällig gegen Slowplaying. Wenn man eine sehr starke Hand zurückhaltend spielt, werden sie oft versuchen, einen aus der Hand zu bluffen. Callt man dann eine solche Bluffbet, werden gute Spieler aber oft aufmerksam und halten sich mit weiteren Bets zurück. Sie denken darüber nach, was der andere haben könnte, und in solchen Situationen ist es sehr hilfreich, wenn auf dem Board sich gute Draws zeigen.
Während man tatsächlich ein Monster hat, kann man dann die Hand so spielen, dass der Gegner einen Draw vermutet. Solche Hands können dann sehr lukrativ werden – oft bekommt man auf dem River selbst nach dem eigenen All-In einen Call, weil der Gegner nach verpaßtem Draw einen verzweifelten Bluff vermutet und Grund hat zu glauben, dass das eigene mittlere Paar noch gut ist.